Gesundheits-Check für ihre Arztpraxis

Eine fortschreitende medizinische Spezialisierung niedergelassener Ärzte, der Trend – laut KGV-Studie von 2019 – hin zu immer mehr Gemeinschaftspraxen genauso wie höhere Hygiene-Standards haben immer auch Konsequenzen für den erforderlichen Raumbedarf und -zuschnitt. Wie sieht es in ihrer Arztpraxis aus?

Räumliche, technische und personelle Infrastruktur weiter vorhalten?

Eine der aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen stellt beispielsweise chirurgische Praxen vor die Situation, die räumliche, technische und personelle Infrastruktur für ambulantes Operieren nicht nur weiterhin vorzuhalten, sondern maximal auszulasten. Weitere Optionen für niedergelassene Chirurgen bestehen darin, ihre Räumlichkeiten unter zu vermieten oder sich selbst in einem OP-Saal einzumieten. Hier sind die BG-Anforderungen für Chirurgen zur Teilnahme am D-Arzt-Verfahren entsprechend hoch.

Unmittelbare Anforderungen an die Praxisräumlichkeiten ergeben sich auch aus dem Bedürfnis nach mehr Diskretion, Schallschutz und nach Trennung der Arzt- und Assistenzbereiche von den öffentlichen Praxisbereichen der Patienten.

Verringerter Platzbedarf durch Digitalisierung

Und wie gesagt – Digitalisierung und die EU-Datenschutz Grundverordnung von 2018 machen vor keiner Branche halt. Patientenakten werden zunehmend digitalisiert, es fallen immer mehr sensible, persönliche Daten an. Andererseits verringert sich dadurch der Platzbedarf für Aktenschränke und Patientenkarteien – Abläufe und Prioritäten verändern sich.

Zudem haben auch externe Faktoren erheblichen Einfluss auf die Praxisgestaltung. Beispielsweise ist in Zeiten des demografischen Wandels Barrierefreiheit, zumindest aber Barrierearmut im Sinne der „Teilhabe“ heute ein Muss für eine Arztpraxis.

Steigendes Patientenaufkommen und Überschneidungen in der Arztpraxis

Sobald das Patientenaufkommen steigt, kommen Raum- und Platzangebot irgendwann an Grenzen. Das führt mehr und mehr zu Stau im internen Praxisbetrieb und im persönlichen Arbeitsablauf. So braucht es für Tätigkeiten wie Spritzen, Verbände anlegen, Infusionen verabreichen, Therapie, die an Assistentinnen delegiert werden können, separate Funktionsbereiche. Wenn die fehlen, kommt es zwangsläufig zu Doppelfunktionen und Überschneidungen in Labor sowie Funktionsräumen.

Hektik und Störungen in der Arztpraxis

Häufig führen Anzahl und ungünstige Lage von Räumen für Assistenz, Patienten und Behandler zu unnötigen oder sich kreuzenden Laufwegen. Ergebnis sind Unruhe, Hektik und Störungen im Praxisbetrieb, die Arbeitsatmosphäre leidet.

Arbeitsteilung und Entlastung

Wie aus dem KBV-Ärztemonitor 2014 hervorgeht, streben immer mehr niedergelassene Mediziner das Modell der Arbeitsteilung an. Es führt zu Arbeitsentlastung und macht sich wirtschaftlich bezahlt. Aber nur dann, wenn ausreichend Behandlungszonen zur Verfügung stehen. Nur so können Arzt und Assistenzarzt gleichzeitig und parallel arbeiten, ohne sich in ihrer Arbeitsweise gegenseitig zu behindern.

Der wachsende Wunsch nach mehr Diskretion und nach einer strukturellen Trennung von Arzt- und Praxisassistenzbereichen zum Besucherbereich ist in alteingesessenen Praxen oft kaum bis gar nicht mehr umzusetzen.

Veränderungen und Schwachstellen im Praxisbetrieb

Solchen Veränderungen im laufenden Praxisbetrieb Rechnung zu tragen, ist im herkömmlichen Rahmen auf Dauer schwierig und stößt irgendwann zwangsläufig an Grenzen. Jede Veränderung, Improvisation, Eingriffe in bewährte Arbeitsabläufe erweisen sich im Laufe der Zeit als Schwachstelle. Nachhaltiger dagegen ist es, die Praxisorganisation, die technische Ausstattung oder das Raumprogramm von Grund auf den veränderten Anforderungen anzupassen.

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