Die Konzeption eines optimalen Praxisgrundriss berücksichtigt die Funktionalität, Effizienz einer Arztpraxis sowie die Patientenbedürfnisse.

Die Bedeutung einer zweckorientierten Praxisplanung:

Die Überzeugung unerfahrener Planer und Architekten, dass Patientenerlebnis als oberste Priorität zu setzen, stellt eine falsche Vorstellung über die Aufgabe bei der Gestaltung eines optimalen Praxisgrundrisses dar. Eine medizinische Einrichtung hat primär das Ziel, eine optimale Gesundheitsversorgung bereitzustellen, und sollte sich bei der Konzeption nicht auf architektonische Highlights konzentrieren.

Die erste Priorität einer Arztpraxis ist es, den Anforderungen und Wünschen der Nutzer gerecht zu werden und eine bestmögliche fachliche, personelle und medizinisch-technische Gesundheitsversorgung zu bieten. Das Patientenerlebnis sollte durch den Zweck und nicht durch das Praxisdesign bestimmt werden. Allerdings ist es möglich, den Leitsatz „Form follows function“ anzuwenden, indem man dem Projekt ausreichend Zeit und finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und dabei die Funktionalität der Praxis weiterhin im Fokus behält.

Ein optimaler Praxisgrundriss hängt von den fachspezifischen Anforderungen, der Medizintechnik und den individuellen Bedürfnissen einer Praxis ab. Einige Faktoren, die bei der Gestaltung des Grundrisses zu berücksichtigen sind, ergeben sich aus der Nutzfläche, dem Tragwerk und der Gebäudehülle. Weitere Einflüsse auf die Planung haben notwendige Flure, bauliche Rettungswege sowie die Barrierefreiheit.

Ein optimaler Praxisgrundriss bietet ausreichend Ressourcen und Funktionalität

Beim Neubau oder Umbau von Praxisräumen setzen Mediziner*innen je nach Budget, Fachrichtung und persönlicher Vorliebe auf ein individuelles Praxisdesign. Die perfekte Materialauswahl, das Interieur und die gesamte Praxisarchitektur sollen der künftigen Wirkungsstätte, dass gewisse Extra verleihen.

Eine mögliche Nominierung zum jährlichen Praxisdesign-Preis qualifiziert in den seltensten Fällen zu einem optimalen Praxisgrundriss. Der Ausdruck „Form follows function“ ist ein bekannter Leitsatz aus dem Produktdesign und der Architektur. In Hinblick auf die Praxisorganisation, effiziente Arbeitsabläufe und einer wirtschaftlichen Ressourcennutzung ist dieser bewährte Leitsatz nicht so leicht umzusetzen.

Scheinbar banale Dinge, wie die tägliche Unterhaltsreinigung, die Flächendesinfektion oder zyklusmäßige Wartung sollten ohne weiteren Mehraufwand erbracht werden können. „Sieht schön aus, ist aber unpraktisch“ sollte nicht zum Leitsatz werden. Eine Praxisplanung und der Weg zum optimalen Grundriss sind mit vielfältigen Kompromissen verbunden. „Form follows function“ ist definitiv machbar und setzt voraus, dass Sie diesem Wunsch den zeitlichen und finanziellen Raum geben, aber ihre Priorität weiterhin bei der Praxis-Funktion ansetzen.

Der optimale Praxisgrundriss funktioniert langfristig und bietet Raum für eine organische Praxisentwicklung.

Zu Beginn der Konzeption des neuen Praxisgrundriss ist das Augenmerk auf die notwendigen Funktionen der medizinischen Einrichtung zu richten. Für welche Zwecke sollen ihre künftigen Praxisräume dienen? Dazu zählen die Fachrichtung, die dazugehörigen fachspezifischen Funktionsbereiche und technische Ausstattung. Die hierzu benötigten Räume und Funktionsbereiche der Praxis lassen sich zunächst tabellarisch auflisten.

Eine optimale Praxisplanung minimiert unwirtschaftliche Verkehrsflächen und sorgt für eine gute Orientierung der Patienten.

Nach der Zusammenfassung der sachlichen Fakten und der notwendigen Rahmenbedingung für ihren optimalen Praxisgrundriss, kommt ihre individuelle Arbeitsweise, Anforderungen an die Praxisorganisation, personellen Qualifikationen und Stärken, sowie die technische Ausstattung hinzu.

1. Zweck der Praxis = Fachrichtung
2. Fachspezifische Funktionsbereich erfassen (z.B. Behandlung XY, Therapie, Röntgen)
3. allgenmeine medizinische Praxisbereiche ergänzen (z.B. Empfang, Warten, Lager)
4. individuelle Raumanforderungen (z.B. Arztbüro, Dusche, Abrechnung)

Der optimale Praxisgrundriss erfüllt die allgemeingültigen baurechtlichen Vorgaben, Verordnungen und Vorschriften.

Hinzu kommt die Einhaltung landesbaurechtlicher Vorgaben, Verordnungen, Vorschriften, DIN-Normen und Empfehlungen, welche in großen Teilen unabhängig von ihrer medizinischen Fachrichtung als allgemeingültig gelten und im Praxisgrundriss anzuwenden sind.

Der optimale Praxisgrundriss ist ein optimaler Arbeitsplatz.

Besondere Fach- und gerätespezifische Funktionen und Ausstattungen für Zahnmedizin, Radiologie, Chirurgie, BG-Praxen und anderer Disziplinen, sind im Detail erweitert anzuwenden. Neben der DIN 18040-1 für barrierefreien Bauen, ergeben sich zahlreiche Vorgaben an Raumgrößen, Raumarten und Beschaffenheiten laut der Arbeitsstättenrichtlinie(n) ASR.

5. Raumprogramm zusammenfassen
6. Raum-/ Flächenbedarf ermitteln

Anhand des tabellarisch zusammengetragen Raumprogramm, können nun die ersten Ideen vom Praxisgrundriss, der Raumstruktur, Größe, Funktion und Lage der Funktionsbereiche in der künftigen Praxis vorgenommen werden.

Die optimale Praxisfläche hat einen hohen Tageslichtanteil im Verhältnis zur gesamten Nutzfläche.

Dies lässt sich beispielsweise in unterschiedlichen Farben (Zonen) und Größen (Räume) in einem Funktionsschemata auf dem Papier ausprobieren. Alternativ erfolgen diese Überlegungen nicht auf dem weißen Papier, sondern bereits im Grundrissplan einer Nutzungseinheit oder Neubauprojekt.

Vorgaben und Begrenzungen durch bekannte bauliche Strukturen, Zugangswege und Verkehrsflächen machen den Entwurf des Praxisgrundriss nicht unbedingt einfacher – bieten jedoch wichtige Rahmenbedingungen und Orientierungshilfen.

Wesentlich hierbei ist der Anteil an Tageslicht im Verhältnis zur Grundfläche.

7. Anordnung und Lage der Räume nach Funktion und Tageslicht
8. Planung der Verkehrsflächen und künftigen Laufwege

Die optimale Praxisfläche bietet Pufferzonen für ein ungestörtes und konzentriertes Arbeiten.

Neben der Zuordnung der Räume zueinander ergibt sich eine gewisse Logik der Praxiszonierung.

Das erste Drittel der Praxis gehört ihren Patienten. Zwischen Eingang und Empfang, Garderobe, Wartebereich und Patienten-WC kann sich der Praxisbesucher frei bewegen, ohne den nachfolgenden Praxisablauf zu beeinflussen.

Der optimale Praxisplanung umgeht einen Flaschenhals vor dem Empfangsbereich und bietet Pufferzonen.

Im Zentrum jeder Praxis steht der Empfangstresen. Der Praxisempfang steht im Mittelpunkt für die Kommunikation und Organisation in der gesamten Praxis. Damit dieser wichtige Ort seinen Aufgaben gerecht werden kann, sind zwei Punkte zu beachten.

1. Der Empfangstresen einer Arztpraxis ist kein Büroarbeitsplatz. Die Praxisverwaltung, Abrechnung, Dokumentation etc… hat an angrenzender, aber anderer und geschützter Stelle zu erfolgen. In größere Mehrbehandlerpraxen kann der Empfangstresen in ankommende und die Praxis verlassende Patienten organisatorisch unterteilt werden. Dies setz aber auch die dauerhafte Besetzung des Empfangs, mit zwei Mitarbeiter*in voraus. Solch eine personelle Präsenz am Empfangstresen scheidet in der Einbehandlerpraxis theoretisch aus, ist aber Alltag, da an diesem Ort oftmals die restliche Praxisverwaltung verrichtet wird.

2. Der Praxisempfang hat vor und hinter dem Tresen über ausreichend Raum zu verfügen. Dies betrifft insbesondere den Raum vor den Empfangstresen. Hier entscheidet die Raum- und Praxisplanung und die zur Verfügung stehende Verkehrsfläche, ob der Empfangsbereich der Flaschenhals der Praxis wird, oder nicht. Dieser Aspekt lässt sich bereits durch Pufferzonen lenken und organisatorisch steuern.

Der optimale Praxisgrundriss ist in unterschiedliche Zonen unterteilt, die der Patient nur nach Aufforderung betreten kann.

Die restlichen zwei Drittel der Praxisfläche darf der Patient nur nach Aufforderung betreten können. Die Pufferzonen und räumliche Distanz schafft Ruhe, erhöht die Konzentration im hinteren Arztbereich der Praxis.

Der Arztbereich nimmt mit Sprech-, Untersuchungs-, und Behandlungsräumen ein Drittel des hinteren geschützten Teils des Praxisgrundriss ein.

Delegierbare und damit selbstständige Tätigkeiten, die durch das medizinisches Fachpersonal erbracht werden, erfolgt in zwischengelagerten Funktionsbereichen. Dazu zählen das Labor, Multifunktionsbereiche, Blutentnahme oder Urindiagnostik mit unmittelbarer Anbindung zum öffentlichen Praxisbereich und Empfangstresen haben.

Die allgemeinen Praxisverwaltungsbereiche wie Personalraum, Umkleide, Personal-WC, Lager oder Technik sind abseits und funktionsbezogen zueinander anzuordnen. Der Personalraum kann idealerweise in Blickweite zum Praxisempfang angeordnet werden, ebenso der geschützte Schreibarbeitsplatz (Backoffice). Das Personal-WC und die Umkleide wiederum sind in einem für Patienten nicht einsehbaren Praxisteil einzuplanen.

Labor-/ Durchreiche

In Praxen mit Urindiagnostik hat sich die räumliche Angrenzung vom Personal-WC zum Praxislabor mittels Labor-/ Durchreiche als diskret und allseits bewährt durchgesetzt. Durchreichen oder Schleusen ermöglichen beispielsweise die Übergabe von sterilen oder unsterilen Instrumenten in der Instrumentenaufbereitung.